100.000 B+R-Plätze: die Bike+Ride-Offensive der Deutschen Bahn
100.000 Bike+Ride-Plätze will die Deutsche Bahn bis 2022 bauen, um mehr Autofahrer aufs Rad und in die Bahn zu locken. Die Offensive ist im November 2018 online gegangen und wird von den Kommunen stürmisch nachgefragt. Mittlerweile wurde ein Dutzend Mitarbeiter, Planerinnen und Bike+Ride-Makler eingestellt. Die Agentur für clevere Städte hat den Aufbau der Offensive kräftig mit angeschoben.
Eine attraktive Alternative zum Autofahren ist die Kombination der Vorteile zweier Verkehrsträger - dem gesunden Radfahren auf der ersten und letzten Meile und dem bequemen und staufreien Bahnfahren auf dem längeren Stück in der Mitte. Was liegt näher, als dieses multimodale Angebot auszubauen?
Beraten zu diesen Bike+Ride-Strategien habe ich zunächst den Zweckverband Halle-Leipzig bzgl. der Bike-Sharing- und Stellplatz-Analyse an den S-Bahn-Strecken. Eines der Ergebnisse war, an einigen Bahnhöfen die Radabstellanlagen auszubauen, zum Beispiel in Halle. Die Abteilung Unternehmensstrategie der BVG in Berlin war ein weiterer Kunde, für den wir diverse Businesspläne erarbeitet und kalkuliert haben. Ziel war, für den wachsenden Radverkehr in Berlin unternehmerische Angebote zu entwickeln und gleichzeitig gute Ansätze für die neuen Chancen und Pflichten zu nutzen, die sich aus dem Berliner Mobilitätsgesetz ergeben. Einem weiteren Kunden, der Rheinbahn in Düsseldorf, konnte ich ein Tool entwickeln, um systematisch den Ausbaubedarf an Haltestellen von Bus, Tram und U-Bahn zu ermitteln sowie weitere Synergiepotenziale rund um das Rad und die Rheinbahn zu identifizieren.
Durch meine Mitgliedschaft im Ausschuss für Infrastruktur und Stadtentwicklung der IHK Berlin kam ein Kontakt zum damaligen Vorstandsvorsitzenden der DB Station&Service AG zustande. Ein Wort gab das andere und schließlich erhielt ich im Sommer 2018 den Auftrag, für die Abteilung Geschäftsstrategie die Bike+Ride-Offensive in Kooperation mit dem Bundesumweltministerium aufzubauen.
Das Ziel ist öffentlich verkündet: 100.000 Bike+Ride-Plätze bis 2022 sollen an 1000 Anlagen errichtet werden. Für diese enorme Zahl haben wir einen Standardisierungsansatz mit schnell montierbaren Anlagen entwickelt. Die Kommunen können über die Webseite www.deutschebahn.com/bikeandride ihre Anfragen stellen und werden von den Projektteam pragmatisch und kundenorientiert unterstützt, um fix zusätzliche Radabstellanlagen zu planen und zu installieren.
Die Bahn hat im April 2019 und 2020 EU-weite Ausschreibungen im Offenen Verfahren von Bike+Ride-Anlagen gestartet, so dass die Kommunen ohne weitere eigene Ausschreibungen einfach und unkompliziert Bike+Ride-Anlagen vom DB-Rahmenvertrag bestellen können.
Das Projekt traf auf riesige Nachfrage: Deshalb wurde ein Dutzend Projektmitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingestellt: sogenannte Bike+Ride-Makler, die bei der Flächenauswahl helfen, Fall-Manager und Projekassistenz, die die Kommunen bei ihren Ausstattungswünschen unterstützen.
Ein Anruf genügt, und schon setzt sich das Projektteam in Bewegung, stimmt einen Vor-Ort- oder Online-Termin ab, identifiziert Flächen, klärt deren Verfügbarkeit und sorgt für die erforderlichen Gestattungsverträge. Von der Bestellung bis zur Installation von Reihenbügel-, Doppelstock- oder Sammelschließanlagen unterstützt die Bahn zügig und pragmatisch.
Erste Anlagen wurden in weniger als 12 Monaten vom ersten Kontakt bis zur Einweihung in Mainz (700 B+R-Plätze), Sinsheim (99), Freising (800), Götz (96), Fulda (225), Aschaffenburg (124) und Hof (50) mittlerweile errichtet. Die Kommunen kommen oft bei der Geschwindigkeit der Bahn nicht hinterher, die ihre Prozesse bestmöglich auf die Belange der kommunalen Radverkehrsbeauftragten ausgerichtet hat.
Weitere Informationen zum Download oder als Link:
Der Projektflyer , die Absichtserklärung der DB und des Bundesumweltministeriums, Presseinformation und Factsheet
Die Factsheets zu den Reihenbügel-, den Doppelstock- oder den Sammelschließanlagen
Die Kontaktseite für interessierte Kommunen und weitere Infos, Fotos etc. zum Download.
Das Projekt konnte ich 2021 fortsetzen und der Deutschen Bahn helfen, von 100.000 Plätze auf 1 Mio. Plätze bis 2030 zu skalieren. Ergänzend gelang es uns mit dem Auftrag der DB Regio, die Brancheninitiative Fahrrad und Bahnen anzuschieben, der sich mittlerweile alle wichtigen Verkehrs-, Rad- und Schienenverkehrsverbände angeschlossen haben.