Wechselwähler sehen zur Bundestagswahl mehr Klima- und Wirtschaftskompetenz bei den Grünen als bei der CDU: neue große klimapolitische Civey-Umfrage veröffentlicht
Klimapolitik bleibt auch bei der Bundestagswahl 2025 wahlbestimmendes Thema und zeigt gerade bei den Wechselwählern, dass die CDU im Kernbereich Wirtschaft und Transformation an die Grünen verlieren kann – und muss. Unsere aktuelle, neue und große klimapolitische Civey-Umfrage ergibt: Die Grünen überzeugen zunehmend auch CDU-Wähler in Sachen Klimaschutz.
15 % der CDU-Wähler sehen die Grünen als die glaubwürdigste Partei für entschlossenen Klimaschutz. Zudem trauen 35 % der Befragten den Grünen zu, Klimaschutz und Wirtschaft zu verbinden – deutlich mehr als der CDU mit 15 %. Diese Wechselstimmung und die Forderung nach entschlossener Klimapolitik könnten den Grünen bei der Bundestagswahl 2025 entscheidend helfen.
Die klimapolitische Civey-Umfrage haben wir letzte Woche beauftragt. Das repräsentative Ergebnis mit 2500 Wählerinnen und Wählern haben zwischen 13. und 14.12.2024 die folgenden Fragen zu Klimapolitik, Klimaanpassung, Wirtschafts- und Transformationskompetenz, Glaubwürdigkeit und Entschlossenheit sowie Prioritäten bei den Themen gefragt:
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Welche Partei hat sich Ihrer Meinung nach seit 2021 am glaubwürdigsten für eine Vorreiterrolle der deutschen Wirtschaft im Klimaschutz eingesetzt?
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Welche Partei sieht in einer ehrgeizigen Klimapolitik Ihrer Meinung nach am ehesten Marktchancen für die deutsche Wirtschaft im internationalen Wettbewerb?
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Welche dieser Spitzenkandidatinnen oder welcher dieser Spitzenkandidaten der Parteien setzt sich Ihrer Meinung nach am entschlossensten für zukunftsfähig wirksamen Klimaschutz ein?
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Wie wichtig sollte Ihrer Meinung nach Politik zur Klimaanpassung (z.B. Schutz vor Hitze, Dürre oder Hochwasser) in der Arbeit der nächsten Bundesregierung sein?
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Bei welchen Themen sollten sich die Grünen im Fall von Koalitionsverhandlungen Ihrer Meinung nach versuchen vorrangig durchsetzen?
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Welche dieser Aspekte bezüglich des Klimawandels und seiner Folgen besorgen Sie im Hinblick auf die Zukunft am ehesten?
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Welche dieser Formen sollten die von der Bundesregierung gewählten Maßnahmen für die Klimaschutzziele in 2045 Ihrer Meinung nach annehmen?
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Welche Partei setzt sich Ihrer Meinung nach am stärksten dafür ein, dass Klimaschutzmaßnahmen sozial gerecht gestaltet werden (z.B. keine Benachteiligung bei niedrigem Einkommen)?
Herausgekommen sind folgende Antworten:
1. Die Grünen: führend in Glaubwürdigkeit und Chancen für die Wirtschaft
- 35 % der Wähler halten die Grünen für die glaubwürdigste Partei in Bezug auf die Vorreiterrolle der deutschen Wirtschaft im Klimaschutz. Die CDU erreicht nur 15 %, die SPD 5 % und die FDP lediglich 2 %.
- Interessanterweise stimmen auch 15 % der CDU-Wähler den Grünen bei dieser Frage zu. Nur 37 % der CDU-Wähler attestieren ihrer eigenen Partei diese Kompetenz.
- Bei der Frage nach Marktchancen sehen 33 % der Wähler die Grünen als führend, während die CDU bei 17 %und die SPD bei 6 % Die FDP schneidet mit nur 1 % am schlechtesten ab.
2. Die Grünen: sehen internationle Marktchancen durch ehrgeizige Klimapolitik
- 33 % der Befragten sehen die Grünen als die Partei, die am ehesten Marktchancen für die deutsche Wirtschaft im internationalen Wettbewerb durch ehrgeizige Klimapolitik sieht
- Bei der CDU wird das nur von 17% der Wählern wahrgenommen, der SPD nur zu 6%, der FDP nur zu 1%.
- Besonders Leitende Angestellte und auch Selbständige teilen diese Einschätzung
- Nur 43% der CDU-Wähler trauen ihre eigenen Partei diese Haltung zu, aber immerhin 26% den Grünen. In allen anderen Parteien liegen die Grünen vor der CDU.
3. Robert Habeck: Der entschlossenste Klimaschützer
- 30 % der Befragten sehen Robert Habeck (Grüne) als den entschlossensten Spitzenkandidaten für zukunftsfähigen Klimaschutz.
- Friedrich Merz (CDU) erreicht nur 12 %, Olaf Scholz (SPD) 4 %.
- Sogar 13 % der FDP-Wähler halten Habeck für den entschlossensten Klimaschützer, mehr als Merz mit 7 %. Unter SPD-Wählern erreicht Habeck 46 %, Scholz nur 23 %.
4. Klimapolitik als klare Priorität für Wähler
- 66 % der Befragten halten Klimaanpassungspolitik für wichtig oder sehr wichtig. Dabei unterscheiden sich die Gruppen deutlich:
- 74 % der Arbeitslosen sehen Klimaanpassung als wichtig an, während dies bei Arbeitnehmern und Angestellten weniger ausgeprägt ist.
- Religiöse Gruppen wie Evangelische (72 %) und Katholiken (68 %) unterstützen diese Maßnahmen stärker als Konfessionslose.
- Nach Parteipräferenz liegt die Zustimmung bei 90 % der Grünen- und SPD-Wähler, während sie selbst bei CDU-Wählern noch bei 65 %
5. Grüne Themen setzen Prioritäten
- Klimapolitik, Energiepolitik und Verkehrspolitik werden von den Befragten als die drei wichtigsten Themen genannt, bei denen sich die Grünen in Koalitionsverhandlungen durchsetzen sollten:
- 56 % der Befragten sehen Klimapolitik an erster Stelle, 28 % Energiepolitik und 21 %
- CDU-Wähler priorisieren Klimapolitik (56 %), Energiepolitik (28 %) und Migrationspolitik (17 %).
- SPD-Wähler setzen auf Klimapolitik (56 %), Energiepolitik (31 %) und Sozialpolitik (24 %).
- Grünen-Wähler setzen auf Klimapolitik (92 %), Energiepolitik (72 %) und Verkehrspolitik (67 %) – weit vor Sozialpolitik (43 %), Steuerpolitik (23 %) und Migrationspolitik (18 %)
6. Sorgen der Wähler: Kosten und Innovationen
- Die größten Sorgen der Befragten in Bezug auf den Klimawandel sind:
- 44 % sorgen sich um hohe Kosten für Klimaschutzmaßnahmen,
- 41 % um die Lebensqualität in Deutschland,
- und 33 % um hohe Lebensmittelpreise.
- Grünen-Wähler äußern stärkere Bedenken hinsichtlich fehlender Innovationen in der deutschen Wirtschaft (44 %) als CDU-Wähler (29 %). Diese Differenz zeigt, dass Grünen-Wähler den Klimaschutz stärker als wirtschaftliche Chance den als finanzielle Belastung begreifen., während CDU-Wähler sich stärker auf finanzielle Belastungen fokussieren.
7. Praktische und faire Maßnahmen bevorzugt
- Die Befragten bevorzugen pragmatische Ansätze:
- 37 % favorisieren taugliche Vorschriften für die Wirtschaft,
- 36 % für Bürger:innen,
- und 33 % unterstützen Förderprogramme.
- Verhaltensappelle erreichen immerhin noch 25 %
- Auch bei CDU-Wählern sind taugliche Vorschriften (Wirtschaft: 40 %, Bürger: 35 %) die favorisierten Maßnahmen. Dies zeigt, dass selbst konservative Wähler mehrheitlich umsetzbare und regulative Maßnahmen bevorzugen.
8. Soziale Gerechtigkeit im Fokus
- 44 % der Befragten sehen die Grünen als die Partei, die sich am stärksten für sozial gerechte Klimaschutzmaßnahmen einsetzt, gefolgt von der CDU mit 30 % und der SPD mit 16 %.
- Linke und BSW schneiden mit jeweils 4 % schlecht ab, obwohl soziale Gerechtigkeit traditionell in ihrem Fokus liegt.
Die weiteren Umfragedaten finden sich hier im Download:
Diese Umfrage reiht sich ein in eine Reihe von Marktforschungsstudien zum Thema Klima und Wahlen, die ich selbst oder im Auftrag von Kunden durchgeführt habe. Hintergrund ist eine Zusammenstellung nach der Bundestagswahl 2021, bei der u.a. nach Zahlen der Konrad-Adenauer-Stiftung eine Million Wähler von der CDU zu den Grünen gewechselt sind - wegen der besseren Klimapolitik.
Hier also die Umfragen, die ich in Auftrag gegeben habe:
- Umfrage zur Abgeordnetenhauswahl 2023 in Berlin
- Umfrage zur Landtagswahl in Bayern zum Ausbau der Windenergie, der Glaubwürdigkeit der Politik von Markus Söder und der Wechselbereitschaft zur CDU im Auftrag von Protect the Planet
- Umfrage zur Landtagswahl in Thüringen zum Windenergieausbau im Auftrag des Windrat
Insofern hoffe ich, mit dieser Umfrage den klimapolitischen Wettbewerb um die beste Paris-konforme Klima- und Transformationspolitik anzuheizen.