Radfahrer aus der S-Bahn locken: Der Businessplan zum Bike-Sharing

Businesspläne für Bikesharing-Systeme erarbeiten: Kombination Fahrrad-ÖPNV für Halle-Leipzig

Wenn die Züge voll sind, wird es eng für Fahrräder. Kann man deshalb die Radfahrer mit einem attraktiven Bikesharing-System aus den Zügen locken? Dieser Frage gingen wir in einem Projekt für den Zweckverband für den Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL) zu den S-Bahn-Zügen Halle-Leipzig nach.

Zu klären war, ob, inwiefern, und unter welchen Prämissen sich der Aufbau von Mietradsystemen entlang der Strecke betriebswirtschaftlich rechnen könnte und ob eine öffentliche Förderung erforderlich wäre. Ein Mietrad-Business-Plan für die Strecke S-Bahn Halle-Leipzig war zu erarbeiten, um folgendes zu klären: Kann eine Infrastruktur-Finanzierung der Räder oder Aufstellzonen den Betrieb wirtschaftlich machen? Welche Haltepunkte eignen sich prinzipiell für ein Mietrad-System? Wie stellt sich die Wirtschaftlichkeit eines fiktiven Mietrad-Betriebes dar? Welche Nachfrage- und Verlagerungspotenziale sind abschätzbar? Welche Strategie wäre hinsichtlich dieser Erkenntnisse empfehlenswert?

Die Agentur für clevere Städte recherchierte für den ZVNL alle im Netz und von Experten verfügbaren Eckdaten für die Wirtschaftlichkeit und erarbeitete daraus einen Business Plan für einen fiktiven Mietrad-Betrieb. Die Verkehrsströme und möglichen Verlagerungspotenziale wurden ermittelt und die Investitionen sowie die Kosten und Erlöse im Betrieb wurden anhand des aufgestellten Kalkulationsmodells abgeschätzt. Dieser Business-Plan wurde so aufgebaut, dass er auch für ähnliche Fragestellungen in anderen Städten schnell adaptiert werden kann. Mit einer „fiktiven“ Vergleichsrechnung lässt sich damit die wirtschaftliche Machbarkeit abschätzen, aber auch ein mögliches Ausschreibungsergebnis bewerten.

Für die weitere Entscheidungsfindung wurde dann in einer umfangreichen Fahrgast-Befragung erstmals Daten über die Nutzungshäufigkeit der Kombination Fahrrad-ÖPNV von den Fahrgästen erhoben. Erstaunlicherweise war jeder fünfte Fahrgast Nutzer des Bike-Transit-Systems, sprich einer Kombination des Fahrrads in der ersten oder letzten Meile und des ÖPNVs im Hauptlauf.

Solche Bike-Transit-Strategien, die auch die Mitnahme enthalten können, sind ein wesentlicher Schlüssel für CO2-Verlagerungsstrategien in den urbanen Räumen: Nur diese Kombination ist in der Lage, schnell und finanzierbar die Autofahrer aus den mittleren Pkw-Entfernungsklassen in den Umweltverbund zu locken. Alle anderen multimodalen Verknüpfungsphantasien gehen an der Realität vorbei, auch wenn sie sich nett anhören.

Eine Zusammenfassung des Plans haben wir bei der New-Mobility-Konferenz in Leipzig vorgestellt, die Präsentation gibt es hier zum Download.

 

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