Park statt Parkplatz: Weltweiter ParkingDay 2015

Am 18. September 2015 ist internationaler PARK(ing)DAY. Menschen erobern die Stadt zurück von den Autos. Parkplätze werden zu spontanen Parks. Sie wollen für ein paar Stunden die Welt ein bisschen besser machen und etwas gegen die Dominanz von Autos setzen und für lebenswertere Städte werben.

An drei Orten in Berlin und gleichzeitig in vielen anderen Städten in Deutschland und weltweit werden Passanten, Anwohner und Touristen eingeladen, eine kleine Pause im Grünen zu machen - inmitten der Stadt. Am 18. September gestalten Berliner Initiativen in Charlottenburg, Weißensee und Prenzlauer Berg Parkplätze in temporäre Parks um. Sie kaufen ein Parkticket und stellen ihr Fahrrad darauf, aber auch: Grünen Rasen, Stühle zum Ausruhen, grüne Pflanzen, Platz zum Spielen oder ein Café im Lastenrad.

Dazu erklärt Heiko Bruns, Vorsitzender von autofrei leben! e.V.: "Berlin ist eine Stadt der Fußgänger, Radfahrer und Öffi-Fahrer. Im Straßenbild findet sich das nicht wieder, obwohl sie – umweltfreundlich – Dreiviertel aller Wege zurücklegen. Mit dem PARK(ing)DAY öffnen wir den Blick auf eine Stadt ohne Autos: Eine Stadt, die beispielsweise wieder für Kinder bespielbar und für ältere Menschen besitzbar ist."

"In unserem Flächengerechtigkeitsreport haben wir mit Studierenden der Berliner Best-Sabel-Hochschule 200 Berliner Straßen vermessen: Drei Prozent der Verkehrsflächen für Radfahrer und 20 Mal mehr für Autofahrer" ergänzt Heinrich Strößenreuther von der Initiative für Clevere Städte. "So lange das Parken durch absurd niedrige Parkgebühren, Bußgelder oder Anwohnerparkausweise zu Schleuderpreisen subventioniert wird, werden die Menschen in der Stadt vom Auto erdrückt. Stadt ist mehr als stehende Blechhaufen!"

In Weißensee ist der PARK(ing)DAY eingebettet in einen Aktionstag im Rahmen von "MittendrIn Berlin! die Zentren Initiative". Heather McKee vom Büro für Sozial Innovation LocalSmarts: " Die Weißenseer Spitze hat sowohl ein Parkplatzproblem als auch ein Leerstand- und Grünflächenproblem. Mit Erlaubnis vom Bezirk und mit den Nachbarn zusammen denken wir die Gustav-Adolph-Straße für einen Nachmittag um. Diese zwanzig transformierten Parkplätze sollen eine Inspiration für ein anderes Straßenbild in naher Zukunft sein."

Der PARK(ing) DAY wurde 2005 von dem Künstlerkollektiv REBAR aus San Francisco ins Leben gerufen. Er ist ein weltweites jährlich stattfindendes Kunstprojekt, das alle Bürger einlädt, Parkplätze kreativ in öffentliche PARKs zu verwandeln. In kürzester Zeit fand diese Aktionsform Nachahmer quer durch die USA und auf der ganzen Welt, von Sao Paulo über Melbourne bis Stuttgart und Berlin: 2014 gab es weltweit über 1.000 PARKs auf sechs Kontinenten!

Als temporäre PARKs sind u.a. geplant: eine Dankstelle für Radfahrer/-innen vom ADFC Pankow, mit einem Bodentransparent in Form und Größe eines Parkplatzes demonstriert VCD-Projekt "Mehr Platz fürs Rad!", dass statt eines Autos vier Lastenräder oder zehn Fahrräder parken können, ins Familiencafé zum Thema temporäre Spielstraßen lädt die BI Gethsemaneplatz ein, Kuchen, Kaffee und Plausch, Information zum Tag und zu Temporären Spielstraßen, Spiele und Trommelmusik bietet das Stadtteilzentrum Teute.

Für den Bereich Berlin-Uhlandstraße hat die Initiative clevere Städte konkret nachgezählt: Betrachtet wurde die Uhlandstraße zwischen Ku´Damm und S-Bahn-Brücke am 16.09.2015 in der Mittagszeit (13:30 – 13:45 Uhr). Der gesamte Bereich unterliegt der Parkraumbewirtschaftung; Anwohner dürfen mit Anwohnerparkausweis kostenlos parken, andere Verkehrsteilnehmer können sich einen Parkschein für 0,25 Euro je 15 Minuten ziehen. Folgende Ergebnisse kamen dabei heraus:

  • 30% der Autofahrer haben hier keine Parkschein
  • 38% hatten einen Anwohnerparkausweis,
  • Nur 27% haben sich einen Parkschein gekauft

Hochgerechnet auf 103.210 bewirtschafte Parkplätze in Berlin entgehen der Stadt Berlin damit 94 Mio. Euro an Parkeinnahmen durch sogenannte „Schwarzparker“. Weitere 56 Mio. € würden entstehen, müssten Autofahrer für die 12 m2 Parkfläche für ihr Auto ortsübliche Mieten von 10 Euro/m2 zahlen statt lediglich 20 Euro Verwaltungsgebühr für 24 Monate Anwohnerparkausweis. Insgesamt sind in Berlin 1,6 Mio. Pkws am 1.1.2015 zugelassen gewesen. Für nur knapp 10% dieser Pkws sind Parkplätze mit Parkraumbewirtschaftung eingerichtet. Würde man diese Quote auf 50% erhöhen, würden weitere dreistellige Millionen-Beträge an Einnahmen entstehen.

Erfahrungen aus dem Prenzlauer Berg in Berlin zeigen, dass mit der Einführung der Parkraumbewirtschaftung der Zahl der Pkws um 14 – 20% zurückgeht.

„Will man die Parksituation entspannen, hilft eine flächendeckende Parkraumbewirtschaftung: Autos verschwinden aus der Stadt und machen weniger Lärm und Dreck. Eine Berlin-weite Parkraumbewirtschaftung schafft Platz für den Radverkehr und macht unsere Stadt lebenswerter, kinder- und seniorensicherer“, so Heinrich Strößenreuther von der Initiative clevere Städte.

Berechnungsgrundlagen

  • 94 Mio. Euro entgangener Parkgebühren = 30% ohne Parkschein am Beispiel Uhlandstraße * 103.210 bewirtschaftete Parkplätze in Berlin * 365 Tage * 6/7 (für die Werktage) * 13 h Parkdauer * 1 Euro pro Stunde * 75% angenommener Auslastung
  • Um 56 Mio. Euro subventionierte Parkplätze = 38% Anwohnerparker am Beispiel Uhlandstraße * 103.210 bewirtschaftete Parkplätze in Berlin * 12 Monate * 12 m2 Parkfläche pro Pkw * 10 Euro pro m2 ortsübliche Miete

Links und Quellen

Orte und Zeiten

Alle am Freitag, 18. September 2015, in Berlin: Charlottenburg, 11 bis 17 Uhr, Uhlandstraße (zwischen Ku'Damm und Kantstraße); Weißenseer Spitze, 13 bis 18 Uhr, Gustav-Adolph-Str. (zwischen Caligariplatz und Langhansstr.); Pankow/ Prenzlauer Berg, 16 bis 19 Uhr, Fehrbelliner Str. 92

Weitere Städte in Deutschland u.a. Hamburg, Ingolstadt, Karlsruhe, Leipzig München, Nürnberg, Rostock, Saarbrücken, Stuttgart

Website http://www.autofrei.de/index.php/aktuelles/termine/regionale-termine/85-...

Twitter: #ParkingDay

Handzettel: http://www.autofrei.de/images/Publikationen/parkingday15_flyer.pdf          

Bilder von Berlin 2014: siehe Anhang bzw. https://berlinonbike.de/blog/impressionen-vom-parking-day-2014/ sowie ein paar Video-Links unter http://clevere-staedte.de/diy-kunstaktion-zum-parking-day

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