Autofahrer 20 mal mehr Flächen als Radfahrer: Flächen-Gerechtigkeits-Report online

Der Flächenkonflikt geht weiter: Wir haben nachgemessen, nämlich 200 Berliner Straßen, mit Studierenden der Berliner Best-Sabel-Hochschule. Das Ergebnis: 20 Mal mehr Verkehrsflächen sind für Autofahrer (58%) ggü. Radfahrern (3%) reserviert! Wären wir noch in den 80er Jahren, würde das ja zu den autogerechten Städten passen, aber heute ist Radfahrern in und Autofahren out. Um 50% hat das Radfahren in Berlin zugenommen, in der gleichen Zeit ist der Autoverkehrsanteil um 16% gesunken: Nur noch jeder dritte Weg wird mit dem Pkw zurückgelegt, in keinem Berliner Stadtteil sind Autofahrer noch in der Mehrheit. Dagegen werden inzwischen 15% aller Wege mit dem Rad zurückgelegt, Tendenz exponentiell steigend!

Radwege müssten um 600% ausgebaut werden, um die Berliner Senatsziele und die Ansprüche an eine Flächengerechtigkeit zu erreichen. Platz dafür gäbe es genug, den 95% aller Straßen sind breit genug für mindestens einen Radstreifen, natürlich zu Lasten der Fläche für Autofahrer. Da Autos nur zu 5% am Tag genutzt werden, ist völlig klar, dass das 23 ½ Stunden Parken von Privateigentum im öffentlichen Straßenraum nicht länger zu Lasten der Sicherheit von Radfahrern, also fehlender Radwege, gefördert werden darf.

Bundesweit sind kaum Zahlen bekannt, wie viel Verkehrsfläche für den Fußgänger, Rad- und Autofahrer vorgesehen sind. Deshalb haben in einem Kooperationsprojekt Studierende der Berliner Best-Sabel-Hochschule im Herbst 2013 fast 200 Berliner Straßen mit Zollstock, Excel und GoogleMaps vermessen. Die Ergebnisse liegen mit diesem Flächen-Gerechtigkeits-Report jetzt vor.

Für Radfahrer gibt es kaum Platz. Um sicher zu fahren, weichen sie auf die Bürgersteige und Straßen aus. Das stört, so empfinden es privilegierte Fußgänger und Autofahrer. In Folge kommt es zu immer mehr Konflikten. Tut die Stadt weiter nichts, nimmt sie die Gefährdung von Radfahrern, aber auch die zunehmende Rücksichtslosigkeit aller Seiten weiter in Kauf. Sie sitzt den Flächenkonflikt aus, statt ihn gerecht zu lösen, meinen wir.

Fakt ist, dass die neue Sharing Economy den Autobesitz überflüssig machen und durch Tempo 20 der dynamische Flächenbedarf für Autofahrer halbiert werden kann. Die Stadt Berlin muss eine Infrastrukturoffensive Radverkehr starten, um ihre Radverkehrsziele bis 2025 zu erreichen. Dann kommt sie auch ihren Klimaschutzzielen näher, der nur mit mehr Radverkehr geht.

Das sind die Ergebnisse des heute veröffentlichten Flächen-Gerechtigkeits-Reports.

Wir freuen uns über jede Form der Veröffentlichung und Verbreitung – bitte lassen Sie uns ein Belegexemplar und / oder einen Link zu kommen. Herzlichen Dank!

In Kürze stellen wir auch das Excel-Tool online, so dass in jeder Stadt Deutschlands nachgemessen werden kann, wie ernst es der eigene Bürgermeister mit dem Radverkehr meint. Und hier ist es, der Verkehrswende-Rechner.

Und für die SPD-Fraktion in Berlin haben wir das Thema Gerechtigkeit im Verkehr einmal umfangreicher mit Zahlen belegt.

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